Grundsätze

Zusammenleben

Wir leben als Gruppe (derzeit 6 Erwachsene und 4 Kinder; wollen aber auf 16-17 Personen anwachsen) zusammen, wobei die Kinder einen selbstverständlichen Teil unserer Gemeinschaft darstellen. Das meint, dass die Bedürfnisse von Kindern in unserer Planung und Organisation mitgedacht werden, z.B. durch eine kinderfreundliche Infrastruktur (kindersichere Bereiche, Spielflächen, Garten mit Spielgeräten), durch Integration von Kindern in verschiedene alltägliche Projektaufgaben (soweit möglich und sinnvoll) und kindgerechte Beteiligung an Entscheidungsstrukturen. Dazu wollen wir regelmäßig gemeinsame Aktivitäten mit den Kindern machen, wie Ausflüge oder Spielkreise.

Unabhängig davon, ob sie selbst Kinder ins Projekt bringen oder nicht, sollen dabei alle erwachsenen Menschen des Projekts Beziehungen zu ihnen aufbauen und Verantwortung für die Kinder übernehmen. Das heißt für uns nicht, dass die Beziehungen zu den primären Bezugspersonen an Relevanz verlieren. Zusätzlich sind aber alle Erwachsenen für die Kinder ansprechbar, wenn diese Hilfe bei etwas wollen oder brauchen (z.B. Brot machen, zum Klo gehen usw.). Gleichzeitig achten wir darauf, dass die Grenzen aller Beteiligten (jeden Alters) respektiert werden. Hierbei soll eine direkte Kommunikation zwischen allen Erwachsenen und allen Kindern stattfinden (was natürlich eine Eingewöhnung und den Aufbau von Vertrauen, und ggf. einen Lernprozess voraussetzt). Die Kinder sollen sich außerdem (soweit sie wollen und schon können) frei und ohne ständige Begleitung von Bezugspersonen auf der Gemeinschaftsfläche bewegen können. 

Wir respektieren und berücksichtigen die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Bewohner*innen. Hierbei geht es uns auch um eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Verhältnissen, die Kinder grundsätzlich weniger ernst nehmen oder ihnen weniger Rechte zugestehen (Adultismus). Insbesondere von Erwachsenen wünschen wir uns dabei eine große Eigenverantwortung für das Formulieren von eigenen Bedürfnissen: Andere (nicht nur Kinder) können fremde Bedürfnisse und Wünsche nicht erahnen. Zugleich fällt es gerade Kindern u.U. schwer eigene Bedürfnisse zu erkennen, zu benennen oder sofort auf die Bedürfnisse Anderer einzugehen. Hier braucht es gegenseitige Rücksichtnahme, Engagement bei der Lösungsfindung und auch eine gewisse Konflikttoleranz, weil manche Probleme nicht sofort gelöst werden können.

Aufgaben, wie z.B. Verwaltung, Putzen oder Kinderbetreuung erledigen wir gemeinsam und solidarisch, wobei wir einmal täglich für alle kochen. Dabei berücksichtigen wir unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten.

Wir positionieren uns klar gegen Gewalt in unserem Projekt. Wir verstehen dabei Gewalt sowohl physisch wie auch psychisch (u.a. Drohungen, Abwertungen, Gaslighting und Beleidigungen). Wir greifen ein, wenn wir Gewalt wahrnehmen. Zuerst suchen wir dabei den Austausch und versuchen für alle sichere Räume zum Austausch zu schaffen. Im Zusammenleben mit Kindern wirkt jede Toleranz normalisierend und das Aushalten von Gewalt im privaten Lebensumfeld ist auch für diejenigen verletzend, die dieser nicht direkt ausgesetzt sind. Daher wollen wir Gewalt auch dann thematisieren, wenn das (primäre) Opfer, diese nicht so empfindet. Gerade im Zusammenleben mit Kindern ergeben sich dabei immer wieder Herausforderungen, z.B. durch die Gewalt, die von Kindern gegen andere ausgeübt wird und die Frage nach möglichst angemessenen und zielführenden Reaktionen hierauf.

Entscheidungsfindung

Wir halten es für notwendig, dass alle Projektmitglieder sich aktiv an den Entscheidungsprozessen beteiligen. Nur so können wir uns alle gegenseitig mitbekommen und wirklich gemeinsam Lösungen für Probleme finden. Im Alltag nutzen wir für die Entscheidungsfindung verschiedene Methoden: Das Orga-Plenum für alltägliche Entscheidungen und die Organisation und Umsetzung von Aufgaben. Im Sozialplenum bearbeiten wir emotionale Themen und insbesondere Konflikte. Beim „Inhalte“-Plenum setzen wir uns mit verschiedenen Themen auseinander, z.B. Umgang mit Kindern in Konfliktfällen.

Entscheidungen werden bei uns grundsätzlich im Konsens getroffen und haben Bestand, bis gemeinsam abweichende Entscheidungen getroffen werden. Dabei ist es wichtig, dass sich alle selbst mit ihren Gefühlen und Positionen ernst nehmen und diese offen vertreten und wir zugleich offen sind für die Positionen aller anderen, sodass wir wirklich für alle gute Lösungen finden können. 

Politisches Grundverständnis

Wir wollen ein gleichberechtigtes und hierarchiefreies Zusammenleben, ohne die Reproduktion von Diskriminierungen (Sexismus, Rassismus, Heteronormativität, Able-ismus, Adultismus uvm.). Wir bekennen uns außerdem zum Antifaschismus. Hierbei ist uns bewusst, dass Diskriminierungsfreiheit nicht durch eine einfache Erklärung erreicht werden kann, sondern wir alle problematische Muster in uns tragen und diese mitbringen. Wir sind alle nicht perfekt und halten daher einen ständigen Reflexions- und Lernprozess zu diesen Themen für notwendig. Wir bemühen uns, Wissenshierarchien abzubauen, halten aber auch Spezialisierungen für einzelne Projektaufgaben für sinnvoll.

Uns verbindet eine ablehnende Haltung zum Kapitalismus und der durch ihn vermittelten globalen Ungerechtigkeit und zerstörerischen Konsequenzen. Das soll sich auch in unserem alltäglichen Konsum ausdrücken. Wir wollen ökologisch nachhaltig wirtschaften und an einer gemeinschaftlichen solidarischen Ökonomie und einer gemeinsamen Infrastruktur (Bibliothek, Werkstatt, Transportmittel…) arbeiten und Ideen von teilweiser Selbstversorgung verwirklichen (z.B. Gemüsegarten, Solarthermie).

Diese politischen Grundsätze sind uns dabei auch im Hinblick auf unsere Kinder wichtig, denen wir einen diskriminierungsfreien und wertschätzenden Umgang miteinander und mit der Umwelt vorleben möchten.

In diesem Sinne achten wir bspw. auch darauf, unseren Kindern Spielzeug anzubieten, das unsere Werte vermittelt. So wächst unsere Büchersammlung mit diversen Familien- und Geschlechterbildern und mit empowernden und äußerst unterschiedlichen Identifikationsfiguren stetig. Gleichzeitig diskutieren wir als Gruppe aber auch problematische Inhalte und sortieren ggf. aus – wobei wir aber natürlich auch auf die Vorlieben von Kindern Rücksicht nehmen und wobei uns bewusst ist, dass wir innerhalb der aktuellen Gesellschaft keine Umgebung schaffen können, in der diese Diskriminierungsmechanismen nicht vorkommen. Zudem erscheint es uns, je nach Alter der Kinder, auch sinnvoller verschiedene Diskriminierungsformen in Büchern o.ä. zu thematisieren, anstatt zu versuchen eine (dann immer künstliche und niemals vollständige) Abwesenheit dieser Mechanismen zu erreichen.

Teil davon ist auch, dass wir als Einzelpersonen und als Projekt nach außen wirken wollen. 

Unser Spielplatz

Wir wohnen seit Sommer 2019 auf einem Dreiseitenhof in Rüdnitz. Das liegt zwischen Bernau und Biesenthal, etwas nördlich von Berlin. Wir sind für das Berliner Umland sehr gut an den ÖPNV angebunden: Es gibt einen stündlichen Bus nach Bernau (S-Bahn und RE), und eine stündliche RE-Verbindung nach Berlin Ostkreuz. In etwa einer Stunde kommt man von der Haustür nach Berlin Mitte. Rüdnitz ist außerdem noch im Berliner C-Bereich.

Unser Garten bietet Platz für Gemüseanbau und einen Spielbereich für Kinder, mit Schaukeln, einem großen Sandkasten, Trampolin und Rutsche. Außerdem gibt es einen großen gepflasterten Hof, auf dem die verschiedensten Kinderfahrzeuge ausprobiert werden können. Zum Wald ist es nicht weit: das Biesenthaler Becken mit seinen zahlreichen Wanderwegen beginnt quasi vor der Haustür und zum nächsten Badesee sind es ca. 2 km.

Es gibt bei uns Privaträume, aber keine abgeschlossenen Wohneinheiten für Einzelpersonen oder Familien. Als Gemeinschaftsflächen gibt es insbesondere ein Spielzimmer für alle Kinder und ein Wohnzimmer zur gegenseitigen Begegnung.  Juristisch sind wir nach dem Mietshäusersyndikatsmodell organisiert: Das Haus gehört der Walddrachen GmbH, die wiederum einem Verein gehört, dem alle Bewohner*innen angehören. Das Haus haben wir über einen größeren Kredit finanziert, sowie über Direktkredite, die bei uns das Eigenkapital ersetzen. Wir finanzieren uns durch die Mietzahlungen der Bewohner*innen.